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Zwei Kontrollmodi : Handlungsorientierung und Lageorientierung (S.199)

Während man im Handlungsorientierten Zustand auf die Verwirklichung des Intendierten durch Handlung drängt, ist man im Zustand der Lageorientierung mit perseverierenden Kognitionen beschäftigt.

Zwei Bedingungen führen nach Kuhl zur Entstehung eines lageorientierten Modus :

  1. Inkongruenzen in der aufgenommenen Information führen zur Überraschung und müssen geklärt werden ehe gehandelt werden kann.
  2. Kuhl nimmt an, daß Intentionen eine Reihe von Elementen haben. Fehlen einzelne Elemente oder sind sie ungenügend repräsentiert, kommt es zu "degenerierten" Intentionen.

Man kann Lageorientierung danach unterscheiden welches Element degeneriert ist :

  • a) mißerfolgsorientierte Lageorientierung : wegen vieler vergeblicher Versuche, kommen wir vom Gedanken des Mißerfolgs nicht mehr los.
  • b) entscheidungsbezogene Lageorientierung : Das Zielbindungs-Element (ich will) ist degeneriert. In diesem Fall schwankt die Intentionsbildung hin und her.
  • c) ausführungsbezogene Lageorientierung : Ein Element hat übermäßige Aufmerksamkeit auf Kosten von anderen Elementen.

Lageorientierung wird jedoch nicht nur durch bestimmte Situationen angeregt, sondern es bestehen auch individuelle Dispositionen, d.h. es gibt auch persönliche Unterschiede in der Neigung Lageorientierung vs. Handlungsorientierung.

Zur Erfassung der Handlungsorientierung hat Kuhl einen Handlungskontrollfragebogen entwickelt, der drei Subskalen umfaßt :

  • entscheidungsbezogene (ich will, Zielbindung) Lageorientierung vs. Handlungsorientierung
  • aufmerksamkeitsbezogen (übermäßige Aufmerksamkeit auf ein Element) Lageorientierung vs. Handlungsorientierung
  • mißerfolgsbezogene (Mißerfolgsgedanken) Lageorientierung vs. Handlungsorientierung

empirische Befunde (S 201)

Kuhl (1982) untersuchte die entscheidungsbezogene Kontrolle an Hauptschülern.

Die Schüler bekamen eine Liste mit 22 Tätigkeiten mit denen man sich nach der Schule beschäftigen konnte. Sie sollten angeben wieviel Zeit sie voraussichtlich auf die einzelnen Tätigkeiten verwenden würden.

Am nächsten Tag teilten sie mit wieviel Zeit sie tatsächlich in die einzelnen Tätigkeiten investiert hatten.

Es zeigte sich das die Korrelation zwischen intendierter und tatsächlich ausgeführter Tätigkeit bei Schülern mit hohen Kennwerten auf der entscheidungsbezogenen Skala der Handlungskontrolle, beträchtlich höher war als die von Schülern mit niedrigen Kennwerten.

Welche Rolle die Lageorientierung vs. Handlungsorientierung bei Prozessen der erlernten Hilflosigkeit spielt hat Kuhl (1981) experimentell demonstriert.

Um gelernte Hilflosigkeit zu induzieren wurden die Vps unkontrollierbaren Mißerfolgbedingungen ausgesetzt. Dann wurden die Vps in zwei Gruppen aufgeteilt :

Die erste Gruppe sollte über die Gegenwärtige Situation nachdenken und ihre Gefühle und vermutete Ursachen des Mißerfols aufschreiben. -> Lageorientierung

Die zweite Gruppe mußte nicht reflektieren.

In der anschließenden Testaufgabe war der Leistungsabfall der ersten Gruppe stärker ausgeprägt als in der zweiten Gruppe.

Der Leistungsabfall der lageorientierten Gruppe ist also nicht auf generellen Motivationsmangel (wegen des Mißerfolgs) zurückzuführen, denn den hatte die andere Gruppe ja auch, sondern beruht vielmehr auf die Unfähigkeit lageorientierte Gedanken, die die ablaufende Tätigkeit stören, auszuschalten. Diese Mißerfolgskognitionen belegen Kapazität des Arbeitsgedächtnisses, die für die aktuelle Handlung dann fehlen.

Eine entscheidende Ursache für Lageorientierung, sieht Kuhl in Inkongruenzen des Geschehens vom Erwarteten, also kurz Überraschung.

Genau wie Mißerfolgsgedanken Kapazität des Arbeitsspeichers belegen, belegen auch unerledigte Handlungen die nicht desaktiviert werden wertvollen Speicher.

Insbesondere depressive und lageorientierte Personen haben Schwierigkeiten unerledigte Intentionen zu desaktivieren, wenn diese im Augenblick nicht aktuell sind.

Rubinkon-Modell der Handlungsphasen (S.203)

Das Rubinkon-Modell der Handlungsphasen markiert Trennlinien. Die erste Trennlinie verläuft bei der Intentionsbildung und trennt motivationale Prozesse der prädezisionalen Phase von volitionalen Prozessen der postezisionalen Phase. Weitere Trennlinien sind die Aufnahme und der Abschluß einer Handlung.

Motivationale vs volitionnale Bewußtseinslage (S.203)

Anfangsglieder in der Kette der motivationspsychologischen Prozesse sind Wünsche oder Befürchtungen. Es geht also um die Wünschbarkeit und Realisierbarkeit von möglichen Handlungszielen. (Erwartungs x Wert - Modelle). Ein Funktionscharakteristikum ist die Realitätsorientierung vom Motivationsprozessen. Da die eigenen Handlungsmöglichkeite hinsichtlich Zeit und Ressourcen begrenzt sind, müssen die Handlungskonsequenzen so realistisch es nur geht prognostiziert werden.

Heckhausen schreibt motivationalen Gedanken einen besonderen Modus zu, charakterisiert durch:

  1. Inhalt : motivationale Gedanken bestehen aus anreizbezogener Vergegenwärtigung der Handlungsfolgen und dem Abwägen von Eintretenswahrscheinlichkeiten. Situations-Ergebnis-Erwartungen und Handlungs-Ergebnis-Erwartungen.
  2. Selektivität : Die selektive Aufnahme von Informationen ist sehr offen, denn es gilt möglichst alle Möglichkeiten zu bedenken.
  3. Bearbeitung : Die Bearbeitung von Anreiz und erwartungsbezogenen Informationen erfolgt möglichst realitätsorientiert, d.h. sie sollte frei von voreingenommenen Wunschvorstellungen sein.

Während die motivationale Bewußtseinslage (der oben beschriebene Modus) realitätsorientiert ist, ist die volitionale Bewußtseinslage realisierungsorientiert.

Sobald eine bestimmte Intention gebildet ist, stehen die Gedankeninhalte im Zeichen der Realisierung. In der Regel ist eine gewisse Handlungsplanung erforderlich, die sich auf zwei Punkte bezieht :

  1. günstige Gelegenheit abwarten oder herbeiführen.
  2. Hindernisse : Berücksichtigung von absehbaren Schwierigkeiten bei der Realisierung.

Charakteristisch für eine volitionale Bewußtseinslage ist im Gegensatz zu motivationalen Bewußtseinslage die selektive Aufnahme von Informationen. Die Zielintention soll nicht mehr in Frage gestellt werden.

Heckhausen beschreibt Metavolitionen als Prozesse die die Bearbeitung des Informationsstroms parteiisch im Sinne der Zielintenion beeinflußen. z.B. störende Gedanken beiseite drängen, oder Aufwertung der Zielintention.