Valins-Effekt (S.116 - 117)
Valins (1966,1967,1970,1974) hat die Zweifaktorentheorie Schachters modifiziert.
Einmal postulierte er, daß der tatsächliche (reale) Erregungszustand nicht unmittelbar - also automatisch und unbewußt - sondern über seine Wahrnehmung zum Erleben einer Emotion beiträgt.
Da die Unterscheidungsfähigkeit unserer Wahrnehmung für verschiedene autonome Erregungsmuster gering ist unterliegt die Wahrnehmung von Erregungszuständen des autonomen Nervensystems also im Grunde den selben Prozessen der Informationsverarbeitung wie die Wahrnehmung von Dingen und Ereignissen außerhalb unseres Organismus.
Wenn dem so ist, dann bedarf es zur Wahrnehmung einer Änderung des eigenen Erregungszustandes nicht tatsächlicher Veränderungen im autonomen Nervensystem. Man müßte diese auch durch falsches Feedback an dei Vp vortäuschen können.
Valins (1966) konnte dies experimentell bestätigen.
Er ließ seine männlichen Vps eine Bilderserie mit weiblichen Aktfotos betrachten. Dabei erhielten die Vps über Kopfhörer die vermeintliche Rückmeldung (Placebo) ihrer Herzschläge, der sich bei bestimmten Bildern beschleunigte oder verlangsamte.
Bei der nachträglichen Attraktivitäseinschätzung bevorzugten die Vps die Bilder die mit der vermeintlichen Veränderung ihres Herzschlages einhergingen.
Es scheint als hätten sich die Vps gesagt : "mein Herz schlägt schneller, also muß ich diese Frau besonders attraktiv finden." Es deutet also alles darauf hin, daß die Vps bereits während der Betrachtung diese Abbildungen genauer "inspizierten", als wollten sie die Herzschlaginformation einer genaueren Hypothesentestung unterziehen.
Inzwischen ist der Valins -Effekt häufig untersucht worden, und für viele unterschiedliche Bereiche wie zwischenmenschliche Beziehungen, Anschlußhandeln, Leistungshandeln, Aggression, Einstellungs-änderung oder Schmerzwahrnehmung bestätigt worden.
Liebhart (1978) hat die bis 1979 erschienen Untersuchungen zum Valins-Effekt analysiert und dazu ein Erklärungsmodell entwickelt.
Danach wird die Motivation zum Suchen nach Erklärungen für einen Sachverhalt durch zwei Faktoren bestimmt :
- einmal durch die Erklärungsunsicherheit, die er in der Person erzeugt,
-
und zum anderen, durch die subjektive Wichtigkeit, die eine Reduktion dieser Unsicherheit für die Person mit sich bringt.
Bewertung bedrohlicher Situationen (S.118 - 120)
Magda Arnold (1960) hat die Bewertung (appraisal) einer Situation auf ihre förderlichen oder bedrohlichen Momente zum Mittelpunkt ihres kognitiven Sequensmodells der Emotion gemacht.
Lazarus (1968) hat dieses Modell aufgegriffen und weiter differntiert. Danach können kognitive Prozesse der Situationsbewertung die physiologische Aktivationskomponente direkt beeinflussen.
In seinen Experimenten hat Lazarus die Bewältigung (coping) von bedrohlichen oder Streßsituationen untersucht.
Für coping Verhaltensweisen entdeckte er im Grunde zwei Strategien :
- Entweder direkte Handlung mit entsprechender Emotionsaktivierung, etwa Angreifen (Ärger), Zurückziehen (Furcht), Inaktivität (Kummer)
- Oder eine Neubewertung (reappraisal) der bedrohlichen Situation, die sie in einem weiniger bedrohlichen Licht erscheinen läßt.
Lazarus (1965) schuf Sreßsituationen, indem er seinen Vps Filme mit bedrohlichen Inhalten vorführte. Zum Beispiel einen Unfallverhütungsfilm, in dem Unfälle in einem Sägewerk in Großaufnahem gezeigt werden.
Die Vps wurden in drei Gruppen aufgeteilt :
- Kontrollgruppe ohne Strategie zur kognitiven Neubewertung.
- Strategie zur kognitiven Neubewertung durch Leugnung : " Es handelt sich ja nur um Schauspieler"
- Strategie zur kognitiven Neubewertung durch Intellektualisierung : " Distanzierung "
Als Maß des emotionalen Erregungsniveaus wurde hautgalvanische Reaktion registriert.
Kognitive Ausgewogenheit (S. 120)
Dieser Theorie Heiders (1946,1958, cognitice balnace) liegt das Gestaltheoretische Prinzip der guten Gestalt zugrunde. Wenn sich verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten anbieten, werden ausgewogene , einfache Konfigurationen bevorzugt.
Heider übertrug den Sollzustand der guten Gestalt auf Beziehungen , die zwischen verschiedenen Begebenheiten einer Situation bestehen.
Formuliert ist die Theorie für Triaden von Gegebenheiten, die ein sogenanntes p-o-x System darstellen.
p = die eigene Person, o = eine andere Person, x = eine Gegebenheit (z.B Meinung oder Sache).
Das Bestreben nach einer kognitiven Ausgewogenheit wird als Erklärungsgrundlage für entstandene Gefühle und Handlungen herangezogen.
Kognitive Dissonanz (S. 120-122)
Die Theorie der kognitiven Dissonanz von Festinger (1957,1964) hat starke Impuls auf die folgende Forschung gehabt. Der eigentliche Anlaß war eine Eigenartige Beobachtung von Prasad (1950).
Danach gingen nach einem Erdbeben in Indien in mehreren Dörfern Gerüchte um, das noch weitere Katastrophen folgen würden. Die Gerüchte waren umso erstaunlicher, als die betroffenen Dörfer gar nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Festingers Antwort auf dieses Paradoxon lautete : Die Gerüchte von noch folgenden Erdbeben waren im Grude nicht Angsterzeugend, sondern vielmehr angstrechtfertigend. Die Menschen waren aufgrund des Erdbebens stark verängstigt aber nicht direkt betroffen. Die Gerüchte hatten dann die Funktion, ihnen etwas Konkretes zu geben vor dem sie Angst haben konnten.
Die Grundannahme der Theorie ist ein Streben nach Harmonie, Konsistenz und Konkruenz in der kognitiven Repräsentation der Umwelt und der eigenen Person.
Beziehungen bestehen innerhalb eines Paares von Elementen. Eine Beziehung ist entweder
- irrelevant, wenn die Elemente nichts miteinander zu tun haben.
- konsonant wenn ein Element aus dem anderen hervorgeht und
- dissonant, wenn ads Gegenteil eines Elementes aus dem anderen folgt.
Da Dissonanz unangenehm ist, motiviert sie dazu die Dissonanz zu reduzieren und Konsonanz herzustellen. Im wesentlichen läßt sich Dissonanz auf drei verschiedene Arten reduzieren :
- Durch Änderung von einem oder mehreren Elementen der dissonanten Beziehung.
- Durch Hinzufügen neuer Elemente die die Dissonanz vermindern
- Durch Vermindern der Bedeutung der dissonanten Elemente.
Daneben werden alle Situationen und Informationen gemieden die die Dissonanz noch weiter vergrößern könnten.
Das Beispiel eines Rauchers und dem Zusammenhang Rauchen - Gesundheit würde sich so darstellen:
- Er reduziert das Rauchen oder stellt es ein.
- Er vergenwärtigt sich Menschen die auch rauchen und sich bester Gesundheit erfreuen.
- Er bezweifelt einen Zusammenhang als nicht bewiesen.
Es sind im wesentlichen 5 Phänomenbereiche in denen Festinger die Reduzierung kognitiver Dissonanz vermutet : Nachentscheidungskonflikte, Erzwungenen Einwilligung, Selektion von Informationen, In Frage gestellte Überzeugungen von sozialen Gruppen. Sie werden im folgenden dargestellt.