Beitragsseiten

 

Triebtheorie (S.88-95)

Der Triebbegriff wurde spielte in der experimentellen Forschung der zwanziger und dreißiger Jahre eine herausragende Rolle.

Bis heute bleiben viele Annahmen ungeklärt bzw. es liegen widersprüchliche Befunde vor. Einig war man sich nur in der allgemeinen Auffassung, daß mit wachsendem Bedürfniszustand eine dem Verhaalten zugrundeliegender Antrieb ansteigt.

Einer der wichtigsten Verteter der Triebtheorie war Hull (1943). Er postulierte , daß es Trieb nur in der Einzahl gibt, daß er also nur eine allgemeine Antriebsfunktion und keine assoziative, auswählende Funktion bei der Verhaltenssteuerung hat.

Damit hat sich seit Hull und allen, die ihm folgten, das Motivationsproblem auf ein Antriebsproblem reduziert. Motivation wird gleichbedeutend mit Fragen nach der Energetisierung des Verhaltens.

Eine Grundkonzeption von Hull besteht darin, daß die Motivationskomponente (Trieb oder drive,d) die Lernkomponente beeinflußt, jedoch nicht umgekehrt die Lernkomponente Einfluß auf die Motivationskomponente ausübt.

Stimuli verknüpfen sich mit Reaktionen, wenn die Reaktion zum Abschluß der Verhaltenssequenz, zur Bedürfnisbefriedigung führt. Durch die darauf folgende Bedürfnisverminderung wird die neue S-R-Verbindung bekräftigt. S-R-Lernen erfolgt also nach dem Prinzip der Bekräftigung. Die Bekräftigung besteht in einer Verminderung der Bedürfnisrezeptoren-Entladung. Diese Vorstellung über die Ursachen der Bekräftigung wird kurz als Triebreduktionstheorie bezeichnet.

Die Stärke der entstehenden Reiz-Reaktions-Verbindung hängt nach Hull allein von der Häufigkeit der Bekräftigung ab. Wie häufig und wie stark die dabei die gelernten Reaktionen auftreten, ist allein von der bestehenden Triebstärke abhängig.

Hull leitet seine Triebtheorie vor allem aus zwei Studie ab, Williams (1938) und Perin (1942):

In beiden Arbeiten lernten Ratten unter einer 23-stündigen Nahrungsdeprivation eine instrumentelle Reaktion (Hebeldrücken , die zu Futter führte.

Dabei wurden 4 Versuchstiergruppen gebildet, die sich nach der Häufigkeit, mit der während der Lernphase die instrumentelle Reaktion bekräftigt wurde (also Häufigkeit der Belohnung mit Futter).

In der folgenden Prüfphase wurde die Tiere nach einer erneuten Hungerperiode (22h bei Williams; 3h bei Perin) nicht mehr bekräftigt (no food), d.h. die erlernte Reaktion wurde gelöscht. Abhängige Variable war also die Löschungsresistenz , definiert als die Anzahl von Hebeldrücken, bevor eine Periode von 5 min ohne Reaktion verstreicht. Dies ist das Maß der habit-Stärke (SHR).

Wie zu sehen war, stieg mit der Anzahl der Bekräftigungen der gelernten S-R-Verbindungen an. Dies spricht für eine Bekräftigung durch Triebreduktion.

Unabhängig von der Zahl der Bekräftigungen nimmt die Löschungsresistenz mit der Entzugsdauer zu. Je höer die Bekräftigungshäufigkeit ist, umso größer wird der Unterschied der Löschungsresistenz zwischen den beiden Entzugdauerbedingungen / Triebstärken.

Die Bekräftigungshäufigkeit (SHR) und die Triebstärke (D) stehen offensichtlich in einem multiplikativen Zusammenhang.

Hull spricht vom sogenannten Reaktionspotential:

  • SHR=f(SHR) x f(D)

Das Gelernte (habit, SHR) bestimmt also die Ausführung nicht alleine, es muß noch eine motivationale Komponente (d, drive,Trieb) hinzukommen.

Hull hat seine Triebtheorie nach verschiedenen Richtungen ausgebaut. Dazu hat er 6 Hypothesen formuliert. Sie haben die Forschung stark angeregt und haben zu Revisionen und neuen Konzeptionen geführt. Seine sechs Punkte werden im folgenden Stichpunktartig angesprochen, sollen aber nicht im Detail ausdiskutiert werden. Die jeweiligen Ergebnisse der weiteren Diskussionen oder Untersuchungen sind mit $ gekennzeichnet.