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Verzerrungen zugunsten von Kausalität

(Seite 83)

Wir tendieren dazu , die Welt - selbst dann, wenn wir nur über sehr bruchstückhafte Information verfügen- in Form kohärenter und bedeutungsvoller Muster wahrzunehmen.

Diese Tendenz zur Kausalität, kann unsere Wahrnehmung erheblich verzerren und uns Ursa­chen und Intentionen erkennen lassen, wo zwischen einer Aktion und ihren Folgen nur ein zu­fälliger Zusammenhang besteht.

Verzerrungen zugunsten innerer Attribution

(Seite 83-84)

Attributionsurteile offenbaren eine starke Tendenz, innere Verursachung selbst dann anzuneh­men, wenn Umweltfaktoren offensichtlich dominieren.

In der Studie von Jones und Harris (1967) (S. 28) wurden diese Effekte der Unterstellung von innerer Attribution nicht freier Themenwahl besonders deutlich.

Akteur-Beobachter-Verzerrung

(Seite 84-85)

Wir neigen nicht nur dazu, den Handlungen eines Menschen, den wir beobachten, innere Ursa­chen zu attributieren (Tendenz zur Dispositionsattribution), sondern komplementär dazu, unser eigenes Verhalten mit äußeren, situationalen Faktoren zu erklären. (Jones und Nisbett 1971).

Wir tendieren also zu der Annahme, daß wir handeln weil die äußeren Umstände es erzwingen, während andere so handeln wie sie es wollen.

Auffälligkeits- Effekte

(Seite 86-87)

Inwieweit spielt die Perspektive bei Attributionsprozessen eine Rolle. Wie es scheint folgen un­sere Attributionen unserem Aufmerksamkeitsfokus.

Taylor und Fiske haben diese Theorie in einem interessanten Experiment untersucht.

Attribution

Beobachter attributieren derjenigen Person, die sie am besten sehen konnte, (der sie also gegenübersaß), größere kausale Kontrolle über eine Interaktion.

Verzerrung kontra Konsens-Information

(Seite 87)

Nach Kahnemann und Tversky (1973) sind wir von den konkreten Verhaltensdetails unseres Gegenübers zumeist so gefesselt, daß wir statistische Häufigkeiten darüber nicht berücksichti­gen.

Selbstwertdienliche Verzerrungen

(Seite 88)

Die bisherigen Verzerrungen gingen fast alle auf das Konto fehlerhafter Wahrnehmung oder Wahrnehmung. Neben diesen kognitiven Unzulänglichkeiten kann aber auch die Motivation zur Quelle von Attributionsverzerrungen werden.

Wir neigen dazu, uns selbst für unsere Erfolge verantwortlich zu machen, während wir äußere Umstände als Grund für die Erfolge anderer vermuten. Dagegen führen wir unsere Mißerfolge auf die Situation zurück und Mißerfolge anderer auf innere Ursachen.

Weiterhin haben selbstwertdienliche Verzerrungen auch einen Einfluß auf unsere Beziehungen. Wir mögen und wertschätzen Menschen mit gleichen Ansichten und gleichem Ansehen mehr als andere.

Verzerrung durch falschen Konsens

(Seite 88-89)

Eine weitere selbstwertdienliche Verzerrung ist der Effekt des falschen Konsens. Wir neigen zu der Annahme, daß unsere Einstellungen, Werte oder Verhaltensweisen im großen und ganzen von anderen geteilt werden.

Studentische Probanten wurden gefragt ob Sie bereit seien mit einem Schild "Eßt bei Joe !" über den Campus zu gehen. Weiterhin sollten Sie angeben welcher Anteil der Studenten ihrer Meinung nach dieselbe Entscheidung treffen würde.

Diejenigen die einwilligten glaubten, daß 62 % der Kommilitonen ebenfalls einwilligen würden. Bei denjenigen die den Reklamemarsch ablehnten, glaubten 67 % der Probanten würden ihre Entschei­dung teilen.

Die Hypothese der "gerechten Welt"

(Seite 89)

Lerner (1965) vermutet, daß selbstwertdienliche Verzerrungen zumindestens zum Teil den Wunsch widerspiegeln, uns den Glauben an eine gerechte Welt zu erhalten, in der jeder be­kommt was er verdient.

In Untersuchungen von Lerner zeigten Beurteiler die Tendenz, sogar völlig unschuldige Opfer die nach dem Zufallsprinzip Elektroschocks erhielten, für ihre Leiden selbst verantwortlich zu machen.

Die Opfer für schuldig zu erklären ist unser Versuch den Glauben an die Kontrollierbarkeit von Ereignissen zu erhalten.

Zusammenfassung und Schlußfolgerungen

(Seite 89-90)

  • Heiders Beobachter ist ein Philosoph der sich einzig auf die Regeln der Logik verläßt.
  • Jones und Davis sehen den idealen Beobachter als höchst disziplinierter Datenverarbeiter.
  • Kellys idealer Beobachter ist ein Sozialwissenschaftler.

Das ursprünglich logische Attributionsmodell von Heider hat vielfache Modifikationen erfahren. Die meisten Modelle haben an dem Gedanken festgehalten, daß Menschen nach Ursachen su­chen, wenn sie das Verhalten anderer verstehen wollen, und daß sie dabei rationalen, wissen­schaftlichen Prinzipien folgen.

  • Unsere Attributionen werden jedoch nicht nur von unseren begrenzten Wahrnehmungs- und Kognitionfähigkeiten bestimmt, sondern auch von allgegenwärtigen normativen und kulturellen Faktoren.
  • Für das Zustandekommen von Attributionsverzerrung sind zumeist kognitive und motivatio­nale Faktoren verantwortlich.
  • Qualitativ verschieden sind selbstwertdienliche Verzerrungen, die uns helfen, ein positives und konsistentes Selbstbild aufrechtzuerhalten.