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Das multidimensionale Attributionsmodell von Kelley

(Seite 76-77)

Harold Kelly entwickelte eine verfeinerte Theorie, die drei Mengen von Variablen gleichzeitig berücksichtigt und deswegen auch als "Würfel- Theorie" bezeichnet wird. Gemeint sind die fol­genden drei Dimensionen :

  1. Die Situation oder der Kontext in dem ein Verhalten gezeigt wird.
  2. Das Ziel oder Objekt der Handlung.
  3. der Akteur, der die Handlung ausführt.

Jede Handlung läßt sich einer der drei Dimensionen Situation, Ziel oder Akteur attributieren.

Der zentrale Grundgedanke in Kelleys System ist der der Kovariation : Wir attributieren Kausali­tät wenn Ursachen und Wirkungen gleichzeitig auftreten und auch gleichzeitig wieder ver­schwinden.

  • 1a Als erstes möchte der Beobachter wissen ob das Verhalten über eine gewisse Zeit  und über verschiedene Situationen konsistent ist. Bei geringer Konsistenz wird der Beobachter das Ver­halten dem Zufall zuschreiben und auf äußere oder innere Attribution verzichten.
  • 2a Als zweites muß der Beobachter in Erfahrung bringen, ob die Handlung distinktiv ist. Ge­schieht ein beobachtetes Verhalten einzig in Reaktion auf diese besondere Person, diesen be­sonderen Reiz, bzw. diese besondere Situation führt dies zu einer äußeren situationsgebunde­nen Attribution.
  • 3a Drittens möchte der Beobachter wissen, wie andere auf denselben Reiz reagieren, also wie hoch der Konsens im beobachteten Verhalten ist. Ein hoher Konsens (alle anderen reagieren genauso) wird eine Attribution zum Reiz nach sich ziehen.

Die Attributionstheorie richtet sich danach, wie diese drei Modalitäten miteinander kombiniert sind.

McArthur (1972) hat die Modalitäten variiert uns seine Probanten um Attributionen zu einem fiktiven Ereignis gebeten:

Warum hat Maria über den Komiker gelacht ?

 

Information für die Beobachter

Konsistenz

Distinktheit

Konsens

typische Attribution

hoch :

Sie lacht immer über ihn

hoch :

Sie hat über niemanden sonst gelacht

hoch :

Alle anderen haben auch über ihn gelacht

zum Reiz

dem Komiker

hoch :

Sie lacht immer über ihn

gering:

Sie lacht über jeden Komiker

gering:

Sonst hat fast niemand gelacht

zur Person

zu Mary

gering :

Sie lacht sonst nie über ihn

hoch :

Sie hat über niemanden sonst gelacht

gering:

Sonst hat fast niemand gelacht

zur Situation

den Umständen

Einige Grundannahmen von Attributionsmodellen

(Seite 77-78)

Allen bisher betrachteten Attributionsmodellen sind bestimmte Annahmen gemeinsam.

Immer wird implizit vorausgesetzt, daß (a) Attribution ein rationaler, logischer und somit vorher­sagbarer Prozeß ist, in dessen Verlauf (b) der Wahrnehmende zur Erklärung einer Handlung zunächst deren Hauptursachen identifizieren muß. Oft leiden unsere Attributionen jedoch unter irrationalen, motivationsbedingten Verzerrungen oder unter unserer Unfähigkeit, mit der zur Verfügung stehenden Information effektiv umzugehen.