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Forschung zur Attribution

(Seite 78-79)

Die Frage nach der Attribution von Einstellungen wird vom äußeren Druck bzw. der sozialen Erwünschtheit entscheidend bestimmt. Je weniger sozial erwünscht bzw. je geringer der äußere Druck ist, umso eher attributieren wir dem Akteur eine wirkliche Einstellung.

Interessanterweise fühlen sich Menschen sogar dann zu Attributionen über die wirklichen Einstel­lungen des Akteurs in der Lage, wenn dieser auf die Wahl des vertretenen Standpunktes gar keinen Einfluß hat.

In einer Studie von Jones und Harris (1967) wurde diese Effekte der freien oder nicht freien Wahl untersucht.

Den Versuchspersonen wurden Referate zum Cuba-Thema vorgelegt. Dabei waren ein Teil der Refe­rate unter einer freien Wahl-Bedingung geschrieben beim anderen Teil war die Einstellung zum Thema vorgegeben. Die Versuchspersonen wurden dann um eine Einschätzung der wirklichen Ein­stellung der Autoren gebeten wobei ihnen die Bedingung freie Wahl / unfreie Wahl bekannt war.

Effekte in tabellarischer Form. Je höher der Wert, umso ausgeprägter die attributierte pro-Castro Ein­stellung :

 

Zum Ausdruck gebrachte Einstellung

freie Wahl

keine freie Wahl

sozial erwünschte Einstellung  (anti-Castro)

17.38

22.87

sozial unerwünschte Einstellung  (pro-Castro)

59.62

44.10

nach Jones und Harris (1967)

Auch der Status eines Menschen kann sich auf Attributionen auswirken, da wir von Menschen mit hohem Status entsprechende Macht und Handlungsfreiheit erwarten.

In einer Untersuchung von Thibaut und Riecken (1955) hatten Probanten einen Gesprächspartner mit hohem und einen mit niedrigen Status zu überreden, in eine Blutspende einzuwilligen. Dabei wa­ren beide "Blutspender" instruiert, nach einiger Zeit einzuwilligen.

In den Augen der Probanten waren beim Partner mit dem höheren Status der eigene Wille ausschlaggebend. Es wurde also innere Freiwilligkeit attributiert.

Dagegen hatte der rangniedrige Partner, nach Meinung der Probanten, gezwungenermaßen zuge­stimmt. Es wurde also äußerer Zwang attributiert.

Ähnlichen Prinzipien folgen wir auch dann, wenn wir die Handlungsfreiheit der zu beurteilenden Person selber einschränken.

Strickland (1958) ließ seine Probanten als "Aufseher" fungieren. Dabei wurden die "Arbeiter" bei einer langweiligen Aufgabe häufig (10 mal) bzw. selten (2 mal) kontrolliert.

Obwohl beide "Arbeiter" das selbe leisteten, trauten die Vps den häufig kontrollierten weniger als den selten kontrollierten.

Erfolgs- und Mißerfolgs-Attribution

(Seite 79-80)

Bei Erfolgsatttributionen, so Weiner (1974), habe man nicht nur zu entscheiden, ob eine Hand­lung innere oder äußere Ursachen hat, sondern muß zudem noch entscheiden, ob die Ursache über die Zeit stabil ist oder nicht.

Weiner kombinierte beide Dimensionen (innen-außen, stabil-instabil) und teilte Attributionen für Erfolg und Mißerfolg in vier Kategorien.

 

über die Zeit ...

Innere Ursachen

Äußere Ursachen

.. stabil

z.B. Fähigkeiten

z.B. gesellschaftliche Situation

.. instabil

z.B. Anstrengung

z.B. Glück

Erklärungen für Reichtum Armut

(Seite 80-81)

In einer Untersuchung von Forgas, Morris und Furnham (1982) wurde Reichtum am häufigsten mit den vier Variablen extern/sozial, intern/individuell, familiärer Hintergrund und Glück/Risikobereitschaft erklärt.

Überdies waren die Alltagsattributionen für Leistung in ganz erheblichem Maße abhängig von Geschlecht, Einkommen und der politischer Neigung der Beurteiler und dem ethnischen Hinter­grund sowie der sozialen Herkunft der Zielperson.

Häufig folgen unsere Attributionen für allgemeine Phänomene den Erklärungen bestimmter sozialer und politischer Gruppen wie Parteien, Religionsgemeinschaften oder Institutionen.

Attribution von Verantwortlichkeit

(Seite 81-82)

Piaget stellte fest, daß sich Kinder unter sieben Jahren bei Verantwortungsattribution zumeist an den objektiven Folgen einer Handlung orientieren. Ab dem Alter von neun Jahren bezie­hen die Kinder subjektive Intentionen in ihre Urteile mit ein.

Wenn wir davon sprechen, jemand sei verantwortlich.

  • Bedeutet das einfach, daß er der Urheber der Handlung ist ?
  • Spielt es eine Rolle , wie schwerwiegend die Folgen sind ?
  • Muß diese Handlung intentional sein ?
  • Geht es um Verantwortung im moralischen oder gesetzlichen Sinn ?

Die Attributionsforschung zeigt, daß Verantwortlichkeitszuweisungen im Alltag häufig von of­fensichtlich irrationalen Erwägungen beeinflußt werden.

Walster (1966) stellte fest, daß jemand für einen unvorhersehbaren Unfall ( die Handbremse seines Autos hatte sich gelöst und der Wagen war einen Hügel runtergerollt) bei ernsthaften Folgen mehr verantwortlich gemacht wurde als bei einem glimpflichen Ausgang des Unfalls.

Shawer (1970) zeigte, daß wir uns ähnliche Menschen für ein und denselben negativen Vorgang weniger verantwortlich machen las uns unähnliche Menschen.