Die Sprache ist eine besondere Errungenschaft der Menschheit, die in besonderem Maße unsere kognitiven Aktivitäten beansprucht. Um gesprochene Sprache zu verstehen, müssen wir aus Schallwellen Laute, Buchstaben, Worte und Sätze heraushören; um geschriebene Sprache zu verstehen, müssen wir Punkte und Striche auf Blättern identifizieren und übersetzen. Um Sprache zu produzieren, müssen wir wiederum einen x-beliebigen Gedanken oder eine Idee in Worte, Buchstaben und Laute oder Striche übersetzen und motorisch umsetzen. Das aktuell gelehrte Modell zu dessen Funktionsweise wird hier im Folgenden vorgestellt.
Gesamtüberblick
Ein gesprochenes Wort wird folgendermaßen verstanden: Im Auditorischen Analysesystem (AAS) werden individuelle Sprachlaute (Phoneme) aus den "im Ohr ankommenden" Schallwellen extrahiert. Insofern diese bereits gehört wurden, kann das Auditorische Input-Lexikon (AIL) die gesprochenen Wörter identifizieren. Das AIL aktiviert daraufhin den Eintrag im semantischen System, also dem Ort, in dem alle Wortbedeutungen gespeichert sind.
Ähnlich funktioniert das Verstehen eines gelesenen Wortes. Es gibt ein Visuelles Analysesystem (VAS), welches Buchstaben(ketten) aus dem Gesehenen identifiziert und im Falle eines bekannten Wortes einen Eintrag im Visuellen Input Lexikon (VIL) aktiviert, welches wiederum auf die Semantik, also das Verständnis zugreifen kann. Im Falle unbekannter Wörter schafft eine Graphem-Phonem-Konversion Abhilfe, denn sie ermöglicht es, das Gelesene über die innere Stimme zu hören und die Semantik über diesen Weg zu erreichen.
Auch die Sprachpoduktion kann über Sprache oder Schrift geschehen. Aus dem semantischen System heraus, können ein Sprachproduktionslexikon (SPL, engl: Speech-Output-Lexikon) oder ein Graphemischen Produktionslexikon aktiviert werden, in denen die gesprochene bzw. geschriebene Form ganzer Wörter gespeichert sind. Aus ihnen heraus werden Phoneme (Lautklänge) bzw. Grapheme (abstrakte Repräsentationen von Buchstaben) aktiviert, die den motorischen Prozess des Sprechens bzw. Schreibens in Bewegung setzen.
Die genauere Erläuterung der einzelnen Elemente und Verbindungen sowie deren möglichen Beeinträchtigungen folgt hier...
1 Auditorisches Analysesystem
Funktionsweise
• Extraktion individueller Sprachlaute (Phoneme) aus den Schallwellen
• Abstraktion von unterschiedlichen Akzenten, Stimmen, Sprechgeschwindigkeiten
• Ausschalten von Hintergrundgeräuschen
Beeinträchtigungen: "reine Worttaubheit"
Symptommuster
• Probleme, gehörte Wörter zu verstehen und zu wiederholen
• weiterhin normales Sprechen, Lesen und Schreiben
• Sprache kann weiterhin gehört werden
• Vokale, nicht aber Konsonanten können identifiziert werden (= Verständnis als Funktion der Schnelligkeit des Frequenzwechsels)
2 Auditorisches Input Lexikon
Funktionsweise:
• Erkennen bekannter gesprochener Wörter
• AIL signalisiert, dass ein Wort zuvor schon gehört worden war
• Wissen über die Bedeutung des Wortes erfordert die nachfolgende Aktivierung seiner semantischen Repräsentation im Semantischen System
und 3 Verbindung zwischen dem AIL und dem Semantischen System
Funktionsweise
• Erlaubt gehörten und als bekannt identifizierten Wörtern Zugang zu ihren Bedeutungen im Semantischen System
• auditorisch-lexikalische Entscheidung (Unterscheidung zwischen bekannten und unbekannten / Non-Wörtern
Beeinträchtigungen: "Wortbedeutungstaubheit"
Symptommuster
• Patienten können viele bzw. alle gesprochenen Wörter nicht mehr erkennen
• können Wörter, die sie nicht mehr erkennen, über den (Um-)weg vom AAS zur Phonem-Ebene nachsprechen oder auch aufschreiben
• intakte Wortwiederholung unterscheidet diese Beeinträchtigung von der "reinen Worttaubheit“
• die Sprachproduktion sollte intakt sein
• Lesen sollte funktionieren (allerdings sollten Pseudohomophone mit falscher Orthographie wie "neffue" nicht erkannt werden
• Schreiben sollte intakt sein (allerdings sollten diktierte Homophone wie "peak" und "pique" falsch geschrieben werden)
4 Semantisches System (Semantisches Gedächtnis, stark vereinfacht dargestellt)
Funktionsweise
• Speichert Repräsentationen von Wortbedeutungen
Beeinträchtigungen:
Mehrere neuropsychologische Bedingungen beinhalten Beeinträchtigungen des Semantischen Systems
• Demenz (Verlust erworbener intellektueller Fähigkeiten, v.a. des Gedächtnisses u. Persönlichkeitsveränderungen als Folge einer hirnorganischen Erkrankung)
• Kategorie-spezifische Beeinträchtigungen, die die Produktion und das Verständnis gesprochener und schriftlicher Sprache umfassen (z. B. nur Beeinträchtigungen bei Tieren, Familienmitgliedern, jeder anderen möglichen Kategorie...)
• "Tiefe Dysphasie" (leichte Form der Aphasie) mit semantischen Fehlern bei auditivvokalen Wiederholungen (z. B. rot anstelle von gelb wiederholt = semantischer Fehler, da mit Farbe geantwortet wird, jedoch der falschen - spricht für Fehler im Bereich der Wortebeutung, also im semantischen System)
• "Tiefe Dyslexie" mit semantischen Fehlern beim Lesen und besserer Leistung bei konkreten als bei abstrakten Wörtern
• "Tiefe Dysgraphie" mit semantischen Fehlern beim Schreiben
5 Visuelles Analysesystem (VAS)
3 Funktionen
1) Identifikation von Buchstaben in geschriebenen Wörtern (Non-Wörtern,
Buchstabenketten)
2) Enkodierung jedes Buchstabens bezüglich seiner Position innerhalb eines Wortes
3) perzeptuelle Gruppierung derjenigen Buchstaben, die als Teil zum selben Wort gehören
Beeinträchtigungen:
Eine (oder mehrere) dieser Funktionen kann (können) bei Patienten mit "peripheren erworbenen Dyslexien" beeinträchtigt sein
• "Neglect-Dyslexie": Patienten identifizieren nicht alle Buchstaben an einem der Wortenden, sondern nur eine Seite des Wortes sowie häufig auch des Satzes, z. B. tool anstelle von fool (linker Buchstabe wird nicht korrekt identifiziert)
• "attentionale Dyslexie": Patienten zeigen Probleme bei der perzeptuellen Gruppierung von Buchstaben: Normalerweise kann das visuelle Analysesystem mehrere Buchstaben simultan und parallel identifizieren, bei der Darbietung mehrerer Wörter werden Fehler gemacht, z. B. win fed wird zu fin fed, Gruppierung des f fehlerhaft; passiert auch "gesunden" Lesern bei fehlender Aufmerksamkeit
• "buchstabenweises" Lesen: Patienten können einWort nur identifizieren, nachdem sie die einzelnen Buchstaben laut oder subvokal benannt haben
6 Visuelles Input-Lexikon (VIL)
Funktionsweise
• Identifikation von Buchstabenketten, die bekannte (vorher gesehene) geschriebene Wörter formen
• Um das Wort zu verstehen, muss dessen semantische Repräsentation im Semantischen Lexikon aktiviert werden
• Um das Wort auszusprechen, muss die gesprochene Form im Sprachproduktionslexikon aktiviert werden
• Bei einem unbekannten Wort oder einem Non-Wort ruft das VIL eine Reaktion der Form "unbekannt" hervor und aktiviert Repräsentation visuell ähnlicher Wörter; z.B. das Wort "table" für das Non-Wort "toble"
Beeinträchtigungen: des VIL sind verantwortlich für visuelle Fehler wie z.B. das Lesen von "argument" statt "arrangement" (vorwiegende Fehler bei "visueller Dyslexie"; treten aber bei anderen Formen erworbener Dyslexien auf)
und 7 Verbindung zwischen dem VIL und dem Semantischen System
Funktionsweise
• Erlaubt als bekannt identifizierten geschriebenen Wörtern den Zugang zu ihren semantischen Repräsentationen im Semantischen System
• kann geschriebene Wörter von Non-Wörtern unterscheiden (visuelllexikalische Entscheidung)
Beeinträchtigungen
• viele geschriebene Wörter werden nicht verstanden bzw. nur langsam und unvollständig
• auditives Wortverstehen, Sprechen und Schreiben können intakt bleiben
8 Sprach-Produktions-Lexikon (SPL)
Funktionsweise
• Stellt die gesprochene Form eines Wortes zur Aussprache bereit
• Bei der Sprachproduktion kommt die Aktivierung (Input) aus dem Semantischen System
• Beim Lesen kommt die Aktivierung aus dem Semantischen System und aus einer
direkten Verbindung mit dem VIL
• Stärke der Aktivierung im SPL ist eine Funktion der Worthäufigkeit
(Neuropsychologische und experimentelle Evidenz)
Beeinträchtigungen
• Bei Wörtern, deren Bedeutung dem Patienten bekannt ist, können bei Patienten mit "anomischen Aphasien" Beeinträchtigungen beobachtet werden, die durch Worthäufigkeitseffekte erklärbar sind
• Solche Patienten finden Wörter nur dann reliabel, wenn sie hoch-frequent sind
• Bei niedrig-frequenten Wörtern haben sie nur partiellen Zugriff auf die gesprochene Wortform, wobei Approximationen zu Wörtern generiert werden (vergleichbar mit dem "tip-of-the-tongue" Phänomen bei Normalen)
• Neologistische Approximationen treten häufig bei Patienten mit "neologistischer Jargonaphasie" auf (ebenfalls mit einem Worthäufigkeitseffekt)
• Zielwortbezogenen Neologismen zeigen, dass der Abrufprozess nicht in einer alles-odernichts Weise erfolgt
9 Phonem-Ebene
Funktionsweise
• Repräsentiert einzelne, unterschiedliche Sprachklänge
• Die Repräsentationen könnte positional kodiert sein
• Die Phonem-Ebene bekommt Input aus 3 verschiedenen Modulen
1) dem AAS (zur auditiv-vokalen Wiederholung bekannter und unbekannter Wörter oder Non-Wörter)
2) dem SPL (Spontansprache, lautes Lesen, Objektbenennung)
3) der Graphem-Phonem-Konversion (lautes Lesen von unbekannten Wörtern oder Non-Wörtern)
• Die Phonem-Ebene kontrolliert auch "sub-lexikalisches" oder "zusammengesetztes" Buchstabieren von Wörtern, die nicht im "Graphemischen Output-Lexikon" repräsentiert sind
Beeinträchtigungen
• Slips of the tongue bei normalen Sprechern in der Form von Substitutionen oder Vertauschungen
• Ein wichtiges Kennzeichen ist das Auftreten von Phonem-Vertauschungen mit phonetisch ähnlichen Phonemen (z.B. b mit p, g mit k)
10 Bidirektionale Verbindung zwischen dem SPL und der Phonem-Ebene
Funktionsweise
• das SPL und die Phonem-Ebene stehen in einem Zustand gegenseitiger Aktivierung interaktive Aktivierung)
• Aktivierung eines Eintrages im SPL aktiviert Phoneme auf der Phonem-Ebene, diese Aktivierung wird ans SPL zurückgekoppelt und wirkt als positives Feedback
• Die normale Funktion der interaktiven Aktivation liegt in der schnellen Selektion von Einträgen im SPL und der Phoneme auf der Phonem-Ebene
Beeinträchtigungen
Dieses schnelle, rückgekoppelte System kann zu Fehlern führen: Ein dem Zielwort ähnliches Wort wird anstelle des Zielwortes ausgesprochen
• recht häufig als slip of the tongue bei Normalen
• allerdings auch bei aphasischen Patienten
• Fehler beim Buchstabieren (orthographische Fehler) nach Aufruf eines ähnlichen Wortes anstelle des Zielwortes
• (Voraussetzung: direkte Verbindung zwischen Einträgen im SPL und dem graphemischen Output-Lexikon)
11 Direkter Weg vom AAS zur Phonem-Ebene
Funktionsweise
• Lautes Nachsprechen von unbekannten Wörtern bzw. Non-Wörtern, die keine Einträge im AIL und im SPL haben
• Bei Kindern von besonderer Bedeutung im Sprach- und Wissenserwerb
• Unbekannte Wörter können wiederholt werden, ohne dass sie verstanden oder erkannt werden
• Die Verbindung zwischen dem AAS und der Phonem-Ebene ist bidirektional
• Aktivierung auf der Phonem-Ebene kann rückgekoppelt werden zum AAS
• Diese Rückkoppelung könnte für "innere Sprache" verantwortlich sein
• (Generierung eines akustischen Bildes aus einer Repräsentation auf der Phonem-Ebene)
• Bedeutung weiterhin beim (stillen) Verstehen nach Graphem-Phonem-Konversion
• (Lesen eines unbekannten Wortes, das als gehörtes Wort identifiziert wird, da es vorher bereits gehört wurde)
Beeinträchtigungen
• Die direkte Verbindung ist bei aphasischen Patienten mit "auditorisch-phonologischen Dysphasien" beeinträchtigt, deren Leistung beim Nachsprechen von Non-Wörtern sehr viel schlechter ist als bei Wörtern
12 Externale Verbindung zwischen dem AAS und der Phonem-Ebene
Funktionsweise
• Auswertung der eigenen gesprochenen Sprache in der Form eines externalen Feedbacks
• Als Alternative zur internalen Verbindung zwischen der Phonem-Ebene und dem AAS
Beeinträchtigungen
• Unfähigkeit zur Auswertung (Überwachung) der eigenen Sprache sowie dem Erkennen von Fehlern tritt bei einer Reihe von aphasischen Bedingungen auf
• Besonders stark ausgeprägt bei "neologistischer Jargonaphasie"
13 Direkte Verbindung zwischen dem AIL und SPL
Funktionsweise
• Die Existenz der Verbindung ist umstritten; sie ist allerdings in einer Reihe von Modellen zu finden
• Die Verbindung vervollständigt einen Ganz-Wort-Pfad vom auditorischen Input zu schriftlichem Output unter Umgehung des Semantischen System
• Verbindung: AAS AIL SPL GOL Schreiben oder mündliches Buchstabieren
• Pfad ist notwendig zur Erklärung der Beobachtung, dass Patienten mit "Wortbedeutungstaubheit" irreguläre Wörter korrekt buchstabieren können, die ihnen diktiert wurden und die sie nicht verstehen.
14 Direkte Verbindung zwischen dem VIL und SPL
Funktionsweise
• Beobachtung, dass Patienten irreguläre Wörter korrekt laut lesen können, ohne die Bedeutung der Wörter zu verstehen
• Dieser Befund wurde als Hinweis auf einen Ganz-Wort-Pfad vom VIL zum SPL angesehen, der das Semantische System umgeht
• Die Existenz dieser Verbindung wird auch durch experimentelle Befunde bei normalen Probanden unterstützt: Lautes Lesen von bekannten, irregulären Wörtern ist schneller als jede Form semantischer Kategorisierung dieser Wörter
• Der Befund stimmt überein mit der Annahme, dass das Finden der gesprochenen Form eines Wortes nach dessen Erkennen durch das VIL simultan und parallel mit dem Finden der Wortbedeutung im Semantischen Lexikon erfolgen kann
15 Graphem-Phonem-Konversion
Funktionsweise
• Lautes Lesen von unbekannten Wörtern und vorher nicht gesehenen Non-Wörtern
• Erfordert einen Pfad von der Buchstabenerkennung zur Sprachproduktion, der nicht darauf angewiesen ist, dass Wörter vom VIL als bekannt wahrgenommen werden
Daraus: Postulat einer direkten sublexikalischen Verbindung zum lauten Lesen unbekannter Wörter
• Prozess, der Wörter in Buchstaben oder Buchstabengruppen zerlegt und
• diese visuellen Einheiten anschließend in korrespondierende Phonem-Ketten übersetzt
• Von spezieller Bedeutung bei Kindern oder ungeübten Lesern (da bei diesen weniger Wörter als Ganze im VIL repräsentiert sind)
Beeinträchtigungen
• "Phonologischen Dyslexien": Leistung beim Lesen realer Wörter ist viel besser als bei unbekannten Wörter bzw. Non-Wörtern
• starke Beeinträchtigung auch bei "tiefen Dyslexien"
16 Graphemisches Output-Lexiken (GOL)
Funktionsweise
• Speichert die Orthographien bekannter Wörter und stellt diese für den Schreibprozess zur Verfügung
• Orthographien werden als Einheiten aus dem Gedächtnis abgerufen von besonderer Bedeutung in Sprachen mit vielen Wörtern mit nicht vorhersagbarer, irregulärer Rechtschreibung
• Input ins GOL stammt aus 3 verschiedenen Modulen
1) dem Semantischen System (erklärt semantische Fehler beim Schreiben, sowohl bei Normalen als auch bei Patienten mit "tiefen Dysgraphien")
2) dem AIL (indirekter Pfad über SPL)
3) dem SPL (erklärt orthographische Fehler, in denen Wörter mit einem Klang ähnlich dem des intendierten Wortes produziert werden)
• Finden von orthographischen Fehlern, die unvorhersehbare Elemente der Schreibweise eines Wortes enthalten, legen nahe, dass das Finden von Orthographien aus dem GOL nicht in einer alles-oder-nichts Weise abläuft
17 Verbindung zwischen dem SPL und dem GOL
Funktionsweise
• Erklärung von "slips of the pen", in denen normale Schreiber ein intendiertes Wort unwillentlich als ein anderes reales Wort schreiben, das einen ähnlichen Klang hat wie das Zielwort ("scene" statt "seen")
• Dieselben Fehler treten bei dysgraphischen Patienten häufiger auf
• Teil der Erklärung, warum "worttaube" Patienten unregelmäßige Wörter, die sie nicht verstehen, nach Diktat korrekt schreiben können
18 Phonem-Graphem-Konversion
Funktionsweise
• Ableitung plausibler Orthographien für unbekannte Wörter und Non-Wörter
• Phonem-Graphem-Konversion verbindet Repräsentationen der Phonem-Ebene mit Repräsentationen auf der Graphem-Ebene
• Kennzeichen von Phonem-Graphem-Konversionen ist das Auftreten von "Regularisierungs-Fehlern", die ähnlich klingen wie das intendierte Zielwort ("biskit“ statt "biscuit")
• Auftreten bei "Oberflächen-Dysgraphie": Patienten, bei denen der Prozess des Ganz- Wort-Abrufs aus dem GOL beeinträchtigt ist
Beeinträchtigung
• Phonem-Graphem-Konversion ist beeinträchtigt bei "phonologisch dysgraphischen" Patienten, bei den die Rechtschreibeleistung bei bekannten Wörtern viel besser ist als bei unbekannten oder Non-Wörtern
19 Graphem-Ebene
Funktionsweise
• Abstrakte Repräsentation jedes Buchstabens, der in einer gegebenen Sprache verwendet wird
• Eine Repräsentation für verschiedene Schreibweisen eines Buchstabens
• Auswahl bestimmter Buchstaben und bestimmter Schreibweisen (Handschrift, Tippen, lautes Aussprechen) erfolgt ebenfalls auf der Graphem-Ebene
• Die Graphem-Ebene erhält Input aus 3 Modulen
1) aus VAS (ermöglicht direktes Kopieren gedruckter Wörter)
2) aus der Phonem-Graphem-Konversion
3) aus dem GOL
20 Allograph-Ebene
Funktionsweise
• Repräsentation von Buchstaben in räumlicher Form
• Jedes Graphem hat zwei allographische Varianten: Klein- und Großbuchstaben
21 Ebene graphisch-motorischer Muster
Funktionsweise
• Allographen werden als Bewegungen repräsentiert, die notwendig sind, um einen bestimmten Allographen zu erzeugen
Beeinträchtigungen
• Slips of the pen; Formen peripherer Dysgraphien
22 Externale Verbindung zwischen Schriftsprache und dem VAS
Funktionsweise
• Externales Feedback durch das Lesen der eigenen Schrift Beeinträchtigungen
• Patienten mit "afferenten Dysgraphien" können sich nicht ausreichend auf externales Feedback verlassen
• P können sich auch nicht ausreichend auf internales, kinästhetisches Feedback verlassen
• Charakteristische Fehler: Wiederholungen oder Auslassungen von Strichen oder ganzen Buchstaben in Sequenzen mit gleichen oder ähnlichen Buchstaben
• Ähnliche Fehler machen normale Personen, wenn ihnen visuelles (Schreiben mit geschlossenen Augen) bzw. kinästhetisches Feedback (Tapping als Sekundäraufgabe) verwehrt wird
23 Direkte Verbindung zwischen dem VAS und der Graphem-Ebene
Funktionsweise
• Kopieren von Wörtern bzw. Non-Wörtern, ohne dass diese verstanden bzw. erkannt werden
• Kopie in der eigenen Handschrift