Willenspsychologischer Problemstrang (S. 23-28)
Seit den Schriften Platons und Aristotels folgt man gern einer Trias (Dreiheit) der Psychologischen Sachverhalte.
Vielfach wurde versucht das Wollen auf Erkennen oder fühlen zurückzuführen, und damit den Begriff des Wollens verzichtbar zu machen.
Am radikalsten ist hierbei DAVID HUME (1711-1776) vorgegangen, für ihn handelte es sich beim Wollen um Erfahrungs- und Assoziationprodukt unserer Vorstellung und war somit nicht relavant.
Weniger radikal waren heterogenische Willenstheorien: Sie leugneten das Phänomen des Wollens nicht, führten sie aber auf andere Erscheinungen und Sachverhalte. Vertreter z.B. KÜLPE, EBBINGHAUS
Dagegen vertrat die autogenische Willenstheorie die Meinung, daß der Wille als solcher besteht und sich nicht auf andere Erscheinungen zurückführen läßt. Vertreter : z.B. WUNDT MIERKE hat in seinem Buch Wille und Leistung 1955 den Willensbegriff für eine lange Zeit zum letztenmal aufgegriffen.
Inzwischen gewinnt der volitionstheoretische Ansatz (Würzburger Schule) wieder an Aktualität. Dazu gehört auch der Willensakt, die Bildung einer Intention, der Übergang von der Motivationsphase in die Volitionsphase und die Initiierung der intendierten Handlung.
Isbesondere unter dem Aspekt der Handlungskontrolle gewinnt der Begriff des Willen seit kurzem wieder an Bedeutung. So hat KUHL (1983) individuelle Unterschiede in der Fähigkeit entdeckt, eine in der Realisierung befindliche Absicht gegen andere konkurierende Absichten oder gegen eine Beschäftigung mit einer Fehlgeschlagenen Tätigkeit abzuschirmen.
Instinkttheoretischer Problemstrang (S. 28-30)
Schon WILLIAM JAMES hat Instinkt als einen Erklärungsbegriff übernommen. Er betont die auslösenden Reizbedingungen, die aufgrund vorgegebener nervöser Strukturen im Lebewesen zu einem automatischen Verhaltensablauf führen, der weder vorheriges Lernen voraussetzt noch die Voraussicht eines zu erreichenden Zielzustandes zum Inhalt hat.
WUNDT (1883) vermutete einen engen Zusammenhang zwischen Instinkt, Trieb und Zielgerichtetem Verhalten, denn für ihn gingen Instinkhandlungen auf frühere Willenshandlungen zurück, die sich inzwischen Mechanisiert haben.
Der eigentliche Wegbereiter instinktheoretischer Erklärungen innerhalb der Motivationsforschung war der Angloamerikaner William MCDOUGALL (1871-1938) Sein Erklärungskonstrukt ist sehr komplex.
Instinkte sind angeboren, sie haben antreibende (energetisierende) und steuernde Funktion, sie enthalten in einer geordneten Abfolge prädisponierte Prozesse der Wahrnehmungsverarbeitung (kognitiv), der emotionalen Erregung (affektiv) und der motorischen Handlungsbereitschaft (konativ).
MCDOUGALL ist in direkter Linie der Vorläufer einer Forschungsrichtung, die das Instinktverhalten einer schärferen Funktionsanalyse unterwarf und damit die Vergleichende Verhaltensforschung oder Ethologie begründet.
Einer der bedeutensten Forscher dieses Bereiches ist KONRAD LORENZ. Er griff die Instinkttheorie MCDOUGALLs auf und grenzte das Instinktverhalten auf eine ererbte Bewegungskoordination ein. Aufsehen hat seine Entdeckung erregt, daß für bestimmte Instinkthandlungen (Nachfolgeverhalten von Graugänse) während kurzer sensibler Phasen der frühen Ontogenese beliebige Objekte zu auslösenden Schlüsselreizen werden können. (Prägung).
Die Ethologie steht heute außerhalb der psychologischen Motivationsforschung. Sie findet jedoch zunehmend wieder Beachtung, weil sie in zwei Punkten das Interesse von Motivationsforschern auf sich zieht. Zum einen durch ihre sicherlich berechtigte Kritik an den Laborexperimenten der Lernpsychologie (mangelnde Validität) zum anderen gibt es vermehrt Versuche ethologische Befunde auf menschliches Verhalten zu Übertragen. (EIBL-EIBESFELD, 1973,1984)