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Die Effekte von Selbstattribution auf Motivation

(Seite 94-95)

Wenn man einen Menschen für ein Verhalten belohnt, das sie zuvor aus Spaß an der Sache - also aus "intrinsischer Motivation" - an den Tag gelegt haben, könnten sie die Belohnung als Anzeichen dafür interpretieren, daß es ihnen an intrinsischer Motivation eigentlich fehlt, und folglich das Verhalten von jetzt an nur noch dann zeigen, wenn sie dafür belohnt werden.

Genau das haben Lepper, Greene und Nisbett (1973) bei kleinen (3-5 Jahre) Kindern unter­sucht.

Alle Kinder malten Bilder. Die eine Gruppe mit Aussicht auf eine Belohnung die andere ohne Beloh­nung.

Nach ein oder zwei Wochen stellten die Forscher fest, daß die Kinder die eine Belohnung erwartet und erhalten hatten, sehr viel weniger mit den angebotenen Malutensilien spielten als unbelohnte Kinder.

Aus attributionstheoretischer Sicht wird unsere Motivation nicht von der Tatsache des Belohnt­werdens selbst beeinflußt wird, sondern durch die symbolische Interpretation, die wir dieser Belohnung beilegen.

Selbstbehindernde Strategien

(Seite 96-97)

Zwischen Selbst- und Fremdattributionen gibt es einen bedeutsamen Unterschied. Negative Schlüsse über uns selbst sind sehr viel unangenehmer und bedeutsamer (für uns) als negative Urteile über andere.

Aus diesem Grund verfügen wir über spezielle Strategien, die uns davor schützen ein negatives Urteil über uns selbst fällen zu müssen.

Unter anderem konstruieren wir uns künstliche Handicaps, um bei einem eventuellen Mißerfolg, auf äußere Faktoren als Grund für unser Scheitern verweisen zu können.

 

Berglas und Jones (1978) haben diese Strategien untersucht.

Den Probanten wurde suggeriert, daß sie in einem bevorstehenden Experiment entweder gut oder schlecht abschneiden würden. Dann ließ man sie zwischen zwei Placebo-Medikamenten wählen, von denen eines angeblich leistungssteigernd das andere angeblich leistungsmindernd wirken würde.

 

self-handicaping

Offensichtlich entschieden sich die Probanten die mit Mißerfolg rechneten vermehrt für das leistungsmindernde Medikament, um für einen späteren Mißerfolg äußere Faktoren attributieren zu können.

Die Tendenz zu einer solchen self-handicaping Strategie verstärkt sich noch, wenn uns andere beim Absolvieren einer Aufgabe beobachten.

Erlernte Hilflosigkeit

(Seite 97-98)

Wenn Menschen längere Zeit unkontrollierbaren unangenehmen Ereignissen ausgesetzt sind, stellen sie schließlich alle Versuche, der Situation Herr zu werden ein, oder entziehen sich ihr ganz - ein Zustand den Seligman (1975) "erlernte Hilflosigkeit" genannt hat.

Entscheidend bei der erlernten Hilflosigkeit, ist die Attribution äußerer Faktoren die sich unserer Kontrolle entziehen.

Arbeitslose z.B. -die sich die Ursachen ihrer Arbeitslosigkeit sich selbst zuschreiben (auch wenn diese objektiv an äußeren Faktoren liegt), werden die Suche nach einem Arbeitsplatz eher fort­setzen, als Arbeitslose die äußere Umstände verantwortlich machen und so unter Umständen in einen Zustand der erlernten Hilflosigkeit geraten.

Psychologische Reaktanz

(Seite 98-99)

Werden wir mit unkontrollierbaren Ereignissen konfrontiert, ist unsere erste Reaktion gewöhn­lich nicht erlernte Hilflosigkeit, sondern die gesteigerte Motivation, uns verlorene Kontrolle und damit Freiheit zurückzuerobern. Brehm (1972) prägte dafür den Begriff der psychologischen Reaktanz. Darunter ist der motivationale Zustand zu verstehen, in den wir geraten, wenn wir unsere Freiheit auf irgendeine Weise bedroht sehen.

Dieses Phänomen ist im Alltag in vielen Formen zu beobachten.

Unser plötzliches Interesse für Dinge die verboten werden sollen (z.B. Bücherzensur).

Auf Zwang mit einer konträren Reaktion zu reagieren.

Antihaltung gegen Produkte die mit Druck beworben werden.

Teenager die elterlichen Verboten zuwiderhandeln, um symbolisch ihre Freiheit zu erhalten.

Trotzreaktionen bei Kindern.

Selbstattributionen von Emotion

(Seite 99-100)

Die Forschung zur Selbstattribution beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie wir unse­re eigenen Gefühle identifizieren.

Der objektiv meßbare Aspekt von Emotionen sind physiologische Erregungszustände. Die da­mit verbundenen Emotionen sind jedoch praktisch nicht zu unterscheiden.

Bereits vor mehr als hundert Jahren vermutete William James (1884), daß Emotionen von zwei Komponenten getragen werden : der affektiven Erregung und deren nachfolgender kognitiver Etikettierung. Emotionen wären demnach nicht Ursache, sondern Folge physiologischer Reak­tionen.

Schachter und Singer (1962) haben den Prozeß in einem klassischen Experiment veran­schaulicht.

Sie verabreichten ihren Probanten das Erregung verursachende Medikament Epinephrin. Einen Teil der Probanten klärten Sie über die Wirkung auf, ein anderer Teil glaubte sie hätten eine harmlose Vitamininjektion erhalten.

Dann trafen die Probanten auf einen Komplizen des Versuchsleiters, aus dessen Verhalten entweder große Euphorie oder aber Gereiztheit und Wut sprachen.

Als man die Probanten anschließend zu ihren Emotionen befragte, wurde aus der ahnungslosen Gruppe, vermehrt Emotionen berichtet die im Einklang mit den Emotionen des Komplizen standen.

Es scheint, daß diese Personen, die ja keine plausible Erklärung für ihre Erregung hatten, ihre Erre­gung als Emotion ettiketierten, die mit dem Umgebungsreiz - der Emotion des Komplizen - korre­spondierte.