Arithmetische Modelle der Eindrucksbildung
(Seite 57-58)
Einen anderen Weg als den des Gestalt-Ansatzes, beschreiten Theoretiker, die den Prozeß der Informationsintegration bei der Eindrucksbildung in mathematische Modell fassen wollen.. Ergebnis dieses Ansatzes - "kognitive Algebra" genannt - sind zwei unterschiedliche Modelle der Eindrucksbildung: das Summenmodell und das Durchschnittsmodell.
Beim Summenmodell von Fishbein und Hunter (1974) vertreten wird der Gesamteindruck als Summe aller Einzeleindrücke ( und seien Sie noch so marginal) gebildet.
z.B. Wir halten Hans für ehrenwert und hilfsbereit ( diesen Eigenschaften schreiben wir die Werte 6 und 7 unserer subjektiven Gunstskala zu ) dann hätten wir einen Eindruck Gunstwert=13. Wir entdecken weiterhin, daß Hans gerne Fahrrad fährt (Gunstwert +1) damit steigt der Gunstwert-Eindruck auf 14.
Im Gegensatz zum Summenmodell vertritt das Durchschnittsmodell (Anderson 1965,1974), die Auffassung, daß der Gesamteindruck dem arithmetischen Mittel der Einzeleindrücke entspricht.
z.B. Wir halten Hans für ehrenwert und hilfsbereit ( diesen Eigenschaften schreiben wir die Werte 6 und 7 unserer subjektiven Gunstskala zu ) dann hätten wir einen Eindruck Gunstwert=13/2=6,5. Wir entdecken weiterhin, daß Hans gerne Fahrrad fährt (Gunstwert +1) damit sinkt der Gunstwert-Eindruck auf 14/3=4,33.
Forschung zur Informationintegration
(Seite 58-60)
In der Praxis schöpft die Forschung aus einem Pool von Adjektiven, die bereits aus "Liebenswertheit" skaliert sind. Anderson (1968) hat auf Grundlage von Probantenurteilen für 555 Persönlichkeitsadjektive solche Normen konstruiert und eine Gewichtung nach Bedeutsamkeit vorgenommen :
Rangordnung |
Wort |
Liebenswertheit (7 Punkte Skala ) |
Bedeutsamkeit (7 Punkte Skala ) |
1 |
offen |
5.73 |
3.70 |
2 |
ehrlich |
5.55 |
3.84 |
4 |
loyal |
5.47 |
3.66 |
..18.. |
freundlich |
5.20 |
3.68 |
..539.. |
unhöflich |
0.76 |
3.76 |
..552.. |
grausam |
0.40 |
3.70 |
..555 |
verlogen |
0.36 |
3.90 |
Im typischen Experiment werden den Probanten dann Reihen von Persönlichkeitsadjektiven einer fiktiven Person vorgelegt und die Probanten werden um einen Gesamtsympathieeindruck gebeten . Danach soll die Vorhersagekraft der fraglichen Modelle anhand des gefundenen Wertes geprüft werden.
In einem Experiment von Anderson (1965) wurden hoch positive (PP) und hoch negative (NN) Ausgangsbeschreibungen um entweder hoch positive (PP+PP) oder hoch negative (NN+NN) oder um marginal positive (PP+pp) oder marginal negative (NN+nn) Items ergänzt.
Schätzung der Liebenswertheit nach hinzufügen von |
|||
Ausgangsmenge |
hoch positiven oder hoch negativen Items |
mäßig positiven oder mäßig negativen Items |
|
positive Listen |
(PP) 72.85 |
(PPPP) 79.39 |
(PPpp) 71.11 |
negative Listen |
(NN) 23.70 |
(NNNN) 17.64 |
(NNnn) 25.67 |
Diese Studie spricht eindeutig für das Durchschnittsmodell, da nach Hinzufügen marginal positiver Items die positiven Eindrücke Einbußen erlitten und sich nicht, wie Summenmodell vorhersagt, verstärken.
Später modifizierte Anderson sein Modell noch durch Gewichtungen, da nicht alle Merkmale die Eindrucksbildung in gleichem Maße beeinflussen.
Probleme mit arithmetischen Modellen
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Inwieweit lassen sich Prozesse der Eindrucksbildung die im alltäglichen Leben stattfinden tatsächlich auf einfache mathematische Formeln reduzieren ?
Das Modell steht und fällt mit zwei grundsätzlichen Annahmen :
- Die Sympathiewerte von Persönlichkeitsmerkmalen sind dauerhaft und unveränderlich.
- Die Eindrucksbildung ist Ihrem Wesen nach ein einfacher, rationaler, kognitiver Prozeß.
Die erste Annahme geht von isolierten und statischen Sympathiewerten eines bestimmten Persönlichkeitsmerkmales aus.
Der arrogante Millionär war stolz auf seinen neuen Ferrari
Der mutige Junge war stolz das Kätzchen vom Baum gerettet zu haben
Der ehrgeizige Läufer war stolz den Rekord gebrochen zu haben
Asch(1946) stellte folgende Überlegung an : "Sobald zwei oder mehr Merkmale derselben Person zugeschrieben werden, hören sie auf, als isolierte Merkmale zu existieren...."
Die zweite Annahme beschreibt den Menschen als Rechenmaschine. Es können - Durchschnittsmodell hin oder her - schon wenige hoch negative Persönlichkeitsmerkmale einen bestehenden positiven Durchschnitt zerstören.
Der Baron war dem König ein offener (5.73), intelligenter (5.37), ehrlicher (5.55), loyaler (5.47) aber grausamer (.40) Untertan. arithmetischer Durchschnitt =4.50 d.h. stark positiver Gesamteindruck ?!