Faktorenanalytische Eigenschaftstheorie : R.B. Cattell (S. 60-64)
CATTELL ist ein Eigenschaftstheoretiker , der die Ursachendes Verhaltens allerdings nicht völlig in Dispositionen einer Person lokalisiert. CATELL verwendet zur Verhaltenserklärung nur Dispositionsvariablen (im Sinne von Motiv) und keine Funktionsvariablen (im Sinne von Motivation).
Er unterscheidet zwischen drei Arten von Dispositionen als Ursachen der zu beobachtenden Modalität des Verhaltens :
- kognitive Dispositionen (Fähigkeiten) die mit Unterschieden der Komplexität von Problemlösungssituationen hervortreten.
- Temperamentsdispositionen, die Durchgängig, also unabhängig von der jeweiligen Situation zum Ausdruck kommen.
- dynamische, im Sinne von motivationalen Dispositionen, die mit der entsprechenden Anreizstärke der jeweiligen Situation hervor- oder zurücktreten.
Bei der Suche nach eigenständigen Dispositionen geht CATTELL mit Hilfe vin korrelationstatistischer Verfahren der Faktorenanalyse vor., und gliedert so einzelne Kovariationsmuster und Reaktionsarten aus.
Die Kovariationsmuster bilden mehr oder weniger selbstständige Funktionseinheiten des beobachtbaren Verhaltens und werden als Faktoren bezeichnet und inhaltlich nach charakteristischen Leitvariablen bezeichnet.
In solchen Faktoren sieht CATTELL nicht nur Beschreibungsgesichtspunkte des Verhaltens, sondern auch ihm zugrundeliegende Dispositionen der Person und damit wesentliche wenn nicht sogar die eigentliche Ursache des Verhaltens.
CATTELL (1957) ist in zwei Schritten vorgegangen.
- Im ersten Schritt hat er nach Verhaltensindizes gesucht, in denen die Stärke von Motiven möglichst unmittelbar und objektiv (d.h. ohne daß der Probant sich des Verhaltensindizes bewußt ist) zum Ausdruck kommt. Dazu verwendete er eine Reihe objektiver Tests. Die so erhobenen Verhaltensindizes für die Stärke von Motiven wurden auf ihre Kovariationsmuster faktorenanalytisch untersucht und nach verschiedenen Motivationskomponenten aufgegliedert. Diese Motivationskomponenten sind abgrenzbare Ausdrucksformen eines jeden inhaltlich noch zu bestimmenden Motivs.
- Im zweiten Schritt benutzte CATTELL die gefundenen Verhaltensindizes als Anzeigeinstrument für Motivationsstärken. Anhand der Verhaltensindizes hat möglichst weite Bereiche inhaltlich verschiedener Einstellungen und Interessen auf ihre Kovariationsmuster faktorenanalytisch aufgegliedert. Dadurch ergaben sich inhaltlich verschiedene Motivdispositionen, denen CATELL letzte allgemeinpsychologische Gültigkeit zuschreibt.
Diese Faktoren beschreibt CATTELL als einheitliche dynamische Wurzeldispositionen.
Einige davon beeichnet er als ergs (gr. ergon : Arbeit, Energie). In diesen ergs sieht er eine Art biologisch verankerten Antrieb, was dem ursprünglichen Instinktbegriff von MC DOUGALL recht nahekommt.
Motivklassifikation nach Instinkten : W. McDougall (S. 64-66)
Von MCDOUGALL stammt der erste Versuch (zu Beginn des Jahrhunderts), alles Verhalten letztlich auf Motivdispositionen zurückzuführen. Die gebräuchlichste Bezeichnung für Motivdispositionen war zu seiner Zeit noch nicht der Motivbegriff sondern der Instinktbegriff. Die radikale Rolle die MC DOUGALL dem Instinkt als Erklärungsgrundlage allen Verhaltens zuwies, hat die große Instinktdebatte im zweiten Jahrzehnt des Jahrhundert heraufbeschworen. Die assoziationswissenschaftlichen Hauptkritiker des Instinktbegriffes, sahen sich ihrerseits zu einer radikalen Formulierung ihrer behavioristischen Position veranlaßt, nach der alles Verhalten auf einfache Reflexe und Lernprozesse zurückgeführt werden kann.
Für MCDOUGALL ist alles Verhalten teleologisch (zielgerichtet), also auf das erreichen zukünftiger Zielzustände gerichtet.
Sein Instinktbegriff umfaßt drei aufeinanderfolgende Prozesse :
- Disposition zu selektiver Wahrnehmung in Abhängigkeit von besonderen Zuständen des Organismus. (z.B. bei Hunger erhöhte Aufmerksamkeit auf Eßbare Objekte)
- ein entsprechender emotionaler Impuls - als Kernstück des Instinkts.
- entsprechende instrumentelle Aktivitäten zur Zielerreichung (z.B. Flucht bei Angst)
MC DOUGALL sah nur im emotionalen Impuls die angeborene und unveränderliche Komponente des Instinkts. Die kognitive und die motorische Komponente sind unter entsprechenden lebensgeschichtlichen Erfahrungen veränderbar.
Später erfolgte eine Umbenennung des Instinkts in propensety (Neigung) und einen funktionalen Teil (tendency). Mehrere propensenties können sich zu sentiment (Gesinnungen) verbinden.
MC DOUGALLs durch und durch motivatiospsychologisch orientiertes Denken hat eine heftige Kontroverse entzündet. Die Frage : "Ist Verhalten vorwiegend ein Resultat vorangegangenen Lernens oder angeborener Impulse ?" wurde heftig diskutiert. Ergebnis dieser Diskussion war die Einsicht in die Notwendigkeit konkreter und detailierter empirischer Befunde. Demzufolge kam es mit Beginn der dreißiger Jahre auch zu einem sprunghaften Anstieg an experimenteller Forschung.
Motivklassifikation nach Person-Umwelt-Bezügen : H.A. Murray (S. 66-68)
MURRAY, vor allem klinisch und persönlichkeitspsychologisch orientiert, machte den Motivbegriff (need) zum Mittelpunkt seines Begriffssystem.
Die Person wird als aktiver Organismus aufgefaßt, der nicht nur auf den Druck von Situationen reagiert , sondern Situationen auch aktiv aufsucht / gestaltet.
Organismus (Person) und wahrgenommene Situation bilden eine Interaktionseinheit im Sinne einer gegenseitigen Einwirkung. Die beiden zentralen hypothetischen Konstrukte sind need auf der Personenseite und press auf der Situationsseite.
Die Wechselwirkung zwischen need und press, ihre thematische Versschränkung, wird als thema bezeichnet.
Besondere Erwähnung verdient der auf dieser Grundlage entwickelte Thematische Auffassungstest (TAT). Unter gezielter inhaltlicher Anregung durch einzelne Bildvorlagen hat der Proband Fantasiegeschichten zu entwerfen, die einer Analyse von need,press und thema unterworfen werden. MURRAY hat einen Katalog von psychogenen Bedürfnissen aufgestelt der in der weiteren Forschungspraxis immer wieder aufgegriffen und modifiziert wurde : z.B. n(eed) food, nwater ,nsex als primäre Bedürfnisse und z.B. nplay, norder, nexhibition als sekundäre Bedürfnisse.