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Wahrnehmung und Klassifikation

(Seite 45)

Brunner (1958) betont die Selbstverständlichkeit, daß an jeder Wahrnehmung oder jeder Re­aktion auf ein Objekt oder ein Ereignis ein Akt der Kategorisierung beteiligt sei.

Auf denselben Gedanken baut George Kelly seine Konstrukt -Theorie auf. "Konstrukte sind nichts anderes als Kategorien zur Klassifizierung der Welt."

Wie Bartlett (1932) zeigt, sind Menschen permanent damit beschäftigt, ein System kognitiver Repräsentationen ihrer Umwelt - Schemata - aufzubauen und ständig zu modifizieren.

 

Klassifikation ist also integraler Bestandteil unserer Wahrnehmung.

Personenwahrnehmung und Menschentypen

(Seite 45)

Wir haben nicht nur Erwartungen, daß bestimmte Persönlichkeitsmerkmale gemeinsam auftre­ten sondern orientieren uns auch an unseren Vorstellungen über bestimmte Typen. Indem wir Menschen in Typen einteilen, systematisieren wir unser Wissen über unsere Mitmenschen und erleichtern uns die Aufgabe der Personenwahrnehmung.

Die beste Strategie, sich einen schnellen und hinreichend genauen Eindruck von jemandem zu bilden, besteht darin die Person einer bekannten Gruppe oder Kategorie einzuordnen.

Wie "typisch" ist dieser Mensch ?

(Seite 46)

Personenprototypen sind mentale Schemata von Menschentypen, die uns aus unserer sozialen Umgebung vertraut sind. Ein Prototyp ist die idealisierte Merkmalskombination.

Die Forschung zu Prototypen folgt der Hypothese, daß das, was wir über Menschen denken, auch davon abhängt wie prototypisch die Beurteilten sind.

In einem Experiment gaben Cantor und Michel (1979) konsistente und inkonsistente Personenbe­schreibungen zu Personenprototypen wie z.B. "Extrovertiert". Die Vps konnten sich erwartungsge­mäß besser an prototyp-konsitente Personenbeschreibungen erinnern, als an prototyp-inkonsistente Beschreibungen.

Sind "typische" Menschen immer leichter zu beurteilen ?

(Seite 47-51)

Der Gedanke der Prototypen fußt auf den rationalen , kognitiven Aspekten der Personenwahr­nehmung. Dabei wird das Beurteilen von Personen zur Sache eines Informationsverarbeitungs­prozesses.

Das Prototypenmodell, wie Cantor und Michel es vorsehen ignoriert den nicht-kognitiven, emotionalen Charakter von Urteilen der Personenwahrnehmung. Eine Untersuchung von Hastie und Kumar (1979) zeigt, daß wir uns zuweilen an inkonsistente mit ungewöhnlichen, neuen, un­seren Erwartungen nicht entsprechenden Merkmalen besser erinnern als an Prototypen. .

Vielleicht ist die Wahl der Gewichtung der beiden Strategien zur Eindrucksbildung abhängig von unsrer affektiven Reaktion auf einen bestimmten Prototyp.

Eine Untersuchung von Forgas über die Beurteilung von verschiedenen Studentenprototypen zeigten, daß die Gefühle die wir einem bestimmten Prototypen entgegenbringen entscheiden, ob wir prototypische oder nichtprototypische Information leichter verarbeiten.

Die Konsistenz einer Person mit einem bestimmten Prototyp erleichtert die Eindrucksbildung dann, wenn wir diesem Prototyp stark negative oder stark positive Gefühlen entgegenbringen. Besteht keine affektive Bindung zu einem Personenprototyp, so sind es die komplexeren Men­schen, die mehrere "Typen" vereinigen, an die wir uns besser erinnern.